Die Luftschiff-Welle am Ende des 19. Jahrhunderts

 

 

 Zur Untersuchung von Ereignissen, die sich seit dem Ende des neunzehnten Jahrhunderts abspielten, sind wir zum Glück nicht mehr auf komplizierte, historische Forschungen und archäo­logische Ausgrabungen angewiesen, sondern können in vielen Fällen direkt auf die Archive von Zeitungen oder auf Polizei­protokolle zurückgreifen. Die Sichtungswelle merkwürdiger Luftschiffe in den USA, die sich Ende des 19. Jahrhunderts ereignete, ist gut dokumentiert und scheint den Beginn des modernen UFO-Zeitalters einzuläuten, obwohl die Vorfälle auf den ersten Blick nichts mit UFOs, wie wir sie heute kennen, zu tun haben und die nächste Welle erst viele Jahre später zu verzeichnen war. Die Luftschiff-Sichtungswelle fand Ende des neunzehnten Jahrhunderts statt, begann ganz plötzlich und endete ebenso abrupt. Da zu dieser Zeit bereits flugtaugliche Luftschiffe existierten, hätte ihr Erscheinen unter normalen Umständen kein Aufsehen erregt. Luftschiffe, auch als Zeppeline bekannt, funktionieren unter “normalen Umständen” nach dem physikalischen Prinzip des Auftriebs. Der Auftrieb ist die Kraft, mit welcher ein Luftschiff, ein Ballon oder ein Korken im Wasser nach oben gezogen wird und damit der Schwerkraft entgegenwirkt.

 

Diese Kraft berechnet sich ganz einfach aus dem Gewicht des vom betreffenden Körper verdrängten Mediums, also zum Beispiel Luft oder Wasser. Mit anderen Worten: Die Kraft, mit der ein Luftschiff nach oben gezogen wird, ist so groß wie das Gewicht der Luft, die vom Luftschiff ver­drängt wird. Doch die Sache hat einen Haken: Das Gewicht des Luftschiffes (Hülle, Gerüst und Gondel) muss natürlich von diesem Wert noch subtrahiert werden. Außerdem ist es technisch nicht möglich, eine völlig leere Luftschiff­hülle (mit einem Vakuum) zu konstruieren: Sie würde vom äußeren Luftdruck der Atmosphäre sofort zerquetscht. Aus diesem Grund muss die Hülle eines Ballons oder Zeppelins mit einem Gas gefüllt sein, dass natürlich leichter als Luft ist, da ansonsten kein physikalischer Auftrieb entstehen würde. Auch das Gewicht dieses (leichten) Gases muss vom theoretischen Auftrieb subtrahiert werden. Als besonders leichtes Gas bot sich in den Anfängen der Luftschifffahrt Wasserstoff an. Da Wasserstoff jedoch brennbar ist (man denke nur an das Hindenburg-Unglück in Lakehurst), verwendet man seit langer Zeit schon das nicht brennbare Edelgas Helium, das jedoch wesentlich teurer in seiner Gewinnung ist, da es auf der Erde seltener vorkommt.

 

 

Das Interessante an Luftschiffen ist die Tatsache, dass sie im Gegensatz zu Flugzeugen oder Hubschraubern zum Fliegen nur dann Energie benötigen, wenn sie sich horizontal fortbewegen, das heißt: wenn sie eine Reise antreten. Die Fortbewegung erfolgt dabei mittels herkömmlicher Propeller, die auch bei kleineren Flugzeugen zur Anwendung kommen. In der Luft verharren Zeppeline genau wie Gas- oder Heißluftballons dank des Auftriebs zum Nulltarif.

 

Schade, dass diese energiesparende Technik nicht weiterentwickelt wurde. Zum Teil hängt es damit zusammen, dass das Verhältnis zwischen Nutzlast und Gasvolumen sehr unökonomisch ist. Dies wird deutlich, wenn man sich einen Zeppelin, der heute oft noch zu Werbezwecken am Himmel zu sehen ist, genauer anschaut: Die riesige, zigarrenartige Hülle dient einzig und allein dem Auftrieb, und nur die im Verhältnis dazu winzig kleine Gondel an der Unterseite ist zum Transport von Lasten oder Personen geeignet. Würde man sie erheblich vergrößern, so würde dies, bei gleichbleibender Größe der Gas-Hülle, unweigerlich den Sinkflug des Zeppelins einleiten.

 

Sicher hat jeder schon einmal einen Zeppelin am Himmel betrachtet. Auffallend ist die Langsamkeit und Trägheit, mit der Zeppeline trotz moderner Technik am Himmel manövrieren.

 

Auch an der durch technische und physikalische Gegebenheiten vorgegebenen Struktur (kleine Gondel, große Hülle), hat sich seit den ersten Zeppelinflügen gegen Ende des 19. Jahrhunderts nichts geändert, weil es die Gesetze des Auftriebs einfach nicht anders erlauben: Zeppeline in Form eines Schiffes, die sich dazu noch mit atemberaubender Geschwindigkeit am Himmel bewegen und über ein eigenes Bordkraftwerk zu verfügen scheinen, wären nicht nur zur Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert unmöglich gewesen: Sie könnten auch heute nicht konstruiert werden.

 

Und dennoch wurden solche Objekte zur Zeit der US-Sichtungswelle gleich massenweise beobachtet. Die betreffenden Objekte bewegten sich zuweilen mit hohen Geschwindigkeiten am Himmel, hatten keine Probleme, auch bei Nacht und Nebel zu navigieren bzw. zu starten und zu landen, waren teilweise mit starken Suchscheinwerfern ausgerüstet und flogen häufig entlang Eisenbahnlinien und Telegrafenleitungen, was an heutige UFO-Sichtungen erinnert. Doch nicht nur das Flugverhalten, sondern auch das Aussehen der vermeintlichen Luftschiffe sowie ihre Fortbewe­gungs­art lassen daran zweifeln, dass es sich um “echte” Luftschiffe gehandelt haben musste: Die von Zeugen beschriebenen Formen glichen nicht immer herkömmlichen Fluggeräten. Sie erinnerten in einigen Fällen eher an Schiffe, fliegende Fässer oder gar Tiere wie zum Beispiel Schildkröten oder Tausend­füßler, und in manchen Fällen wurden sogar Flugobjekte gesichtet, die sich ähnlich wie Vögel mit überdimensionalen, schwingenden Flügeln in der Luft hielten, eine Methode, die bei menschengemachten Fluggeräten schon gleich nach der Anfangsphase als unbrauchbar zu den Akten gelegt wurde.

 

 

Bei vielen dieser Objekte wurden starke Suchscheinwerfer beobachtet, die auf die Erde gerichtet waren. Auch untereinander schienen die seltsamen Luft­schiffe, von denen oft mehrere zugleich am Himmel ausgemacht wurden, mittels starker Lichtstrahlen zu kommunizieren, und dies alles zu einer Zeit, in der die Elektrotechnik praktisch noch in den Kinderschuhen steckte.

 

Tiere gerieten beim Anblick der seltsamen Flugkörper regelrecht in Panik, und es liegen sogar Berichte über Entführungen von Kühen seitens der merk­würdigen Luftschiffe vor. Besonders befremdlich muten Aufzeichnungen von Begegnungen mit den Piloten der Flugobjekte an: Es gibt Fälle, in denen diese gelandet sind und es zur Kommunikation zwischen Piloten und Erdbewohnern kam. Das Fazit dieser Gespräche ist so verwirrend wie die Objekte selbst: Die Luftschifflenker machten widersprüchliche bis teilweise lächerliche und absurde Angaben über ihre Namen, ihre Herkunftsländer, den Zweck ihrer Flüge und ihre Flugziele.

 

 

Manche Objekte flogen so tief, dass Laute in bekannten und unbekannten Sprachen, Musik und das Klirren von Gläsern zu vernehmen war, ganz so, als sein an Bord eine Party in vollem Gange. Für ein eher koboldhaftes Verhalten der Insassen spricht ein Fall, in dem ein Zeuge am Boden von einem der Luftschiffe aus mit einer Kartoffel beworfen wurde. Bezeichnenderweise waren schon damals die Erklärungen der Skeptiker genau so abwegig wie heute: An Bord befänden sich Kriminelle, die aus der Luft nach passenden Örtlichkeiten zur Durchführung von Einbrüchen Ausschau hielten. Andere Skeptiker wiederum waren der Meinung, die Sichtungszeugen hätten die seltsamen Luftschiffe ganz einfach mit Sternen am Himmel verwechselt, eine Erklärung, die schon damals an Lächerlichkeit kaum noch zu überbieten war. Dass diese Sichtungen tatsächlich stattfanden, ist angesichts tausender Augen­zeugen und einer Vielzahl von Zeitungsberichten kaum anzuzweifeln. Bei einer Zeitung mit dem Namen “Dallas Morning News” trafen allein schon etwa 500 Berichte von auf Grund ihrer gesellschaftlichen Position zuverlässigen Zeugen ein, die jedoch auf Grund ihrer unglaublich anmutenden Inhalte leider nicht veröffentlicht wurden.

 

 

Das Flugverhalten der Objekte deutete darauf hin, dass es sich nicht um “normale” Luftschiffe gehandelt haben kann. Doch womit hatten wir es dann zu tun? Auffallend ist das Verwirrspiel, das die Luftschiffinsassen mit den Zeugen trieben. Es weist große Parallelen zum UFO-Phänomen hin, bei dem es ebenfalls um irreführende Aussagen angeblicher Außerirdischer geht. Es sieht fast so aus, als ob irgendjemand ein Flugobjekt als Luftschiff habe tarnen wollen, wobei ihm dies nur unzureichend gelungen ist, da er keine genauen Kenntnisse darüber besitzt. Auch dies weist starke Parallelen zum UFO-Phänomen auf:

 

 

In Brasilien wurden zum Beispiel UFOs beobachtet, die Geräusche von Traktoren und Autohupen erzeugten. Auffälligkeiten dieser Art werden in der UFO-Forschung (Dr. Johannes Fiebag) als “Mimikri” bezeichnet, ein in der Biologie verwendeter Begriff für die Versuche von Tieren, sich zu tarnen (zum Beispiel eine Heu­schrecke, die wie das Blatt eines Baumes aussieht). Die oft nur als unzureichend beschriebene Tarnung der oben beschriebenen Luftschiffe macht es schwer, an technisch hoch entwickelte, außerirdische Besucher zu glauben und bestärkt viele in der Vermutung, dass es sich bei den UFO-Insassen vielmehr um uns überlegene, koboldhafte Wesen mit an Magie grenzenden Fähigkeiten handelt, die ihre Vehikel, in denen sie uns besuchen, immer dem jeweiligen technischen Standard anpassen, bzw. dies zumindest versuchen: Luftschiffe zu einer Zeit, in welcher auch wirklich Luftschiffe den neuesten Stand der Flugtechnik repräsentierten – und UFOs zu einer Zeit, in der man von Kontinent zu Kontinent jettet, zum Mond fliegt und sich Raumschiff Enterprise im Fernsehen anschaut. Ob die Ungereimtheiten beim Bau dieser “Luftschiffattrappen” jedoch beabsichtigt waren oder auf mangelnde Kenntnisse der irdischen Technik zurückzuführen waren, wird wohl niemals geklärt werden können.

 

 

Zeitungsberichte
An einem Morgen unbekannten Datums wurde am Himmel über der Schule eines kleinen Dorfes ein seltsames Flugobjekt beobachtet. Es sah aus wie eine Schildkröte, streckte gelegentlich eine Art „Kopf“ hervor und gab schreiende Laute von sich. Zusätzlich schien das Fluggerät mit Objekten ausgestattet zu sein, die an ein Schiff und einen Vogel erinnerten, wie zum Beispiel Flügel und Segel. Am erstaunlichsten war jedoch die Tatsache, dass sich überall am Rumpf oder Körper rotglühende Lichter befanden, die ähnlich wie Augen aussahen.

 

Zwei Landwirte beobachteten von einer Straße aus in einigen hundert Metern Höhe ein rundes Objekt am Himmel direkt über ihren Köpfen, das sich in nordöstliche Richtung bewegte. Es war an seinen Rändern mit Zähnen wie bei einer Säge ausgestattet und gab merkwürdige Geräusche von sich. Die Seile und Schwimmwesten, die daran befestigt waren, erweckten den Eindruck, dass es sich um ein (fliegendes) Schiff handeln musste. Die vom Objekt ausgehenden Geräusche wurden auch von weiteren Zeugen gehört.

 

 

 

Ein Anwohner, der Hühnerhaltung betrieb, wurde durch das laute Geschrei seiner Tiere stutzig und wollte nachschauen, was die Hennen derart beunruhigte. Am Gehege angekommen, erblickte er direkt über sich am Himmel ein merkwürdiges, nicht näher zu identifizierendes Objekt, das an einen Tausend­füßler erinnerte, der mit seinen unzähligen Beinen in der Luft zu paddeln schien. Am Fluggerät waren deutlich Lichter am Heck und ein großer Schiffskompass zu erkennen. Von Bord war die Musik eines Orchesters zu vernehmen. Das Objekt wurde von weiteren, über 100 Zeugen beobachtet, die es allerdings eher als ein Fass mit Rädern beschrieben, das mit im Wind flatternden Segeln ausgestattet war (Aus einer Zeitung aus Michigan vom 14. April 1897).

 

 

Einer der zahlreichen Luftschiffbesuche wurde durch einen rätselhaften Fund dokumentiert, den ein zwölfjähriger Junge machte: In einem Baum fand er ein in Packpapier gewickeltes Paket, das außer den Resten einer Mahlzeit noch eine sehr teuer und aufwändig hergestellte Karte mit verschiedenen Motiven wie zum Beispiel einer vergoldeten Flagge und einem Paar Flügel. Auf der Karte war folgender Text abgedruckt: Von dem Luftschiff Saragota, am Freitag, d.16. April 1897, abgeworfen“. Neben dem gedruckten Text fand sich noch folgender, handschriftlicher Eintrag:

 

 

  „21.41 Uhr -- genau nordwestlich, 2000 Fuß, 61 N. Lat, 33 Länge. Absteigend. Dichter Nebel. Nieselregen.“

 

 

Weitere Informationen und Angaben waren auf der Karte nicht zu entdecken. Ob es sich hierbei lediglich um einen Scherz handelte, konnte nie geklärt werden, doch wenn die Karte tatsächlich von solch einem Luftschiff stammte, ist sie ein Indiz für die Täuschungsabsichten der Luftschiff-Insassen:

 

 

Da es aus technischen und historischen Gründen kaum anzu­nehmen ist, dass die seltsamen Fluggeräte von Menschen gesteuert wurden, sollte das im Baum gefundene Paket die wahre Herkunft der seltsamen Besucher offensichtlich verschleiern. Bei diesen unglaublich klingenden Geschichten handelt es sich, wie gesagt, nur um einige wenige von insgesamt hunderten oder gar tausenden von Fällen. Wer sich speziell für diese Sichtungswelle interessiert, findet in der einschlägigen Literatur zahlreiche weiterführende Quellen, z.B.:

 

 

 Michael Busby, Solving the 1897 Airship Mystery, Pelican Publishing Company, Gretna 2004.

 

 

Eine sich kritisch mit den von Busby beschriebenen Vorgängen auseinander­setzende Webseite finden Sie zum Beispiel unter:

 

 

 http://www.jufof.de/2011/01/solving-the-1897-airship-mystery-2004/

 

 

Die Frage, warum diese Sichtungen in einem Buch über UFOs Erwähnung finden, ist berechtigt – schließlich handelt es sich hier nicht um Objekte, deren Erscheinungsbild auch nur im Entferntesten dem, was bisher in diesem Buch beschrieben wurde, gleicht. Dennoch gibt es eine Reihe von Merkmalen, mit denen sich die Luftschiff-Sichtungen in die Reihe der vielseitigen UFO-Erscheinungen einordnen lassen. Das hervorstechendste Merkmal scheint darin zu bestehen, dass die beschriebenen Objekte völlig absurde Formen aufwiesen und die daran beobachteten Aufbauten keinen Sinn zu machen schienen - genau so wenig wie die widersprüchlichen Aussagen der Piloten dieser Flugobjekte.

 

 

Die Flug- und Manövrierfähigkeit der betreffenden Objekte schien sich außerdem weit über dem Stand der damaligen, technischen Entwicklung zu befinden: Von den großen, bei Zeppelinen erforderlichen Gashüllen zur Erzeu­gung des notwendigen Auf­triebs ist in den Zeugenberichten nichts zu erfahren. Aus jüngeren Berichten über UFO-Sichtung ist bekannt, dass sich UFOs gelegentlich tarnen (Mimikri).

 

Um solch einen Tarneffekt könnte es sich bei den Luftschiff-Fällen durchaus gehandelt haben, wobei die Frage offenbleibt, warum diese Tarnungen in vielen Fällen so schlecht war: Hatten die Erbauer der getarnten UFOs, wie bereits erwähnt, keine detail­lierten Kenntnisse über die Objekte, die sie vorzutäuschen gedach­ten, oder steckte eine tiefere, uns verborgene Absicht dahinter?

 

 

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